08. 06. 2022

Besuch der Mediatoren*innen bei Gerichtsverhandlungen

Artikel verfasst von  Kitz-Riedler Adelheid

Am Dienstag,17.5. konnten wir kurzfristig einen schon seit längerem geplanten, aber wegen Corona nicht früher durchführbaren Gerichtstermin wahrnehmen. Schon die 1. Verhandlung sollte sich im nach hinein als der vielleicht interessanteste und vor allem verschiedene Bereiche betreffende Fall herausstellen:  in erster Linie ging es um Sachbeschädigung, dann aber kam noch falsche Zeugenaussage (eines Verwandten des Beschuldigten) dazu, wofür die betreffende Person dann  ein eigenes Verfahren erwarten wird (die zuständige Bezirksstaatsanwältin wird Anklage erheben).

Die mit viel Übersicht und entsprechender Routine agierende Richterin nützte die Pause zur nächsten bzw. den Ausfall einer Verhandlung dazu, einige allgemeine Punkte, speziell  für die jugendlichen Besucher*innen von Interesse, zu erläutern bzw. auf Fragen einzugehen. So erwähnte sie die Problemfelder Raufhandel, Suchtgift(„auch die kostenlose Weitergabe ist schon strafbar!“), Fälschen von Dokumenten (z.B. Corona-Tests), Internet-Betrügereien und Alkohol am Steuer. Auch das Thema „Zivilcourage“ im Zusammenhang mit der „Nothilfe“ wurde von ihr angesprochen und damit zusammenhängend die (stark eingeschränkt) erlaubte Verwendung von Pfefferspray.  Ausführlich ging Frau Mag. De Cecco-Wildling dann noch auf die sogenannte Diversion ein: da wird das Verfahren eingestellt, es gibt z.B. gemeinnützige Arbeiten (für Jugendliche), eine Geldbuße oder eine direkte Schadensgutmachung bzw. einen Tatausgleich, meist mit einer Probezeit verbunden.               Der letzte Fall, wo es um eine Rauferei (schon vorher verhandelt und offenbar mit einer Verurteilung beendet) und sexuelle Belästigung ging, endete mit einem Freispruch. Der Angeklagte war sehr erleichtert, keine Zusatzstrafe zu bekommen: der dubios wirkende Auftritt der Zeugin dürfte für die Richterin der ausschlaggebende Punkt gewesen sein.

In der kurz später durchgeführten Nachbesprechung mit unserer Gruppe war einheitlich die Rede davon, wie interessant und aufschlussreich dieser Besuch beim Villacher Bezirksgericht war. Alle waren sich darüber einig, dass sich das mehrstündige „Sitzen mit Maske“- es galt noch die Maskenpflicht- absolut gelohnt hat!                                

 Prof. Wolfgang Gradischnig

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