» Eröffnungsrede von Prof. Pepo Resei zum Nachlesen
N A C H Z I P F L E R - Vernissage von Gurker, Leiler, Phillipitsch
GERNOT, HANS und KURT waren Lehrer an dieser Schule, wie ich. Ihre Gemeinsamkeit bestand anfangs in der sportlichen Betätigung, gemeinsame Wege gab es sonst keine. Ein Austausch ihrer künstlerischen Aktivitäten fand erst später in ihrem aktiven Ruhestand statt. Hans lud Gernot und Kurt ein, mit einer gemeinsamen Ausstellung an ihrer ehemaligen Wirkungsstätte, quasi als NACHZIPFLER, zurückzukehren. Diese Idee wurde begeistert aufgenommen, das WIE und WAS geplant, und schließlich realisiert.
WAS SIND IHRE WEGE UND ZIELE IN DER KUNST? Hans Leiler meint dazu: „Es scheint, als sollte die Frage nach dem WAS zuerst durch die Frage nach dem WIE der Kunst gelöst werden. Nur so entzieht sich KUNST auch heute einer vorgefassten einengenden Definition und Begrifflichkeit, nur so kann man ihr individuell begegnen und im einzelnen Fall anschaulich gerecht werden. Das Entscheidende ist das eigene Erleben von Kunst durch den Kunstschaffenden und den Betrachter“. Das heißt mit anderen Worten: Wesensmerkmal der Kunst ist es, sich festgelegten Kriterien und Aussagen, bzw. dem Maßstab der Verwertbarkeit zu entziehen. Kunst macht innere Kräfte des Einzelnen sichtbar. Ein Künstler positioniert sich in seiner Arbeit. Zwischen ihm und dem von ihm geschaffenen Werk entsteht eine Beziehung. Kunst ist Leidenschaft, dazu gehört nicht nur ein hohes Maß an Sinnlichkeit und Sensibilität, sondern auch Reflexion.Ohne sie wird Kunst zum Ausdruck oberflächlicher Verbindlichkeit.
In einer Umfrage halten unsere 11- bis 19- Jährigen Schüler Musik und Bildnerische Erziehung für verzichtbar. Im Gegensatz dazu werden Englisch und Mathematik als wirklich wichtig für die Zukunft eingestuft. Verwunderlich? NEIN!! Immerhin wird Schülern in der Oberstufe der Stellenwert von Kunst und Musik klar demonstriert. In der sechsten Klasse muss gewählt und ausgeschieden werden. Unmissverständliche Botschaft: Musik ist verzichtbar .... oder aber Bildnerische Erziehung.
NEIN kein Schüler darf zwischen Mathe, Physik und Chemie oder zwischen Bio und Geschichte, oder gar wie in Neuseeland und Amerika Darstellendes Spiel anstelle von Mathematik wählen. Was als wichtig erachtet, wird in Österreichs Schulen vorgegeben.Musik, Kunst, Ethik sollten doch da längst den gleichen Wert haben.
Es könne, sagte Nikolaus Harnoncourt in einem seiner letzten Interviews, die Musik unmöglich getrennt werden von anderen bildenden Künsten.
KUNST IST EINE SPRACHE. Dass wir nicht mehr lernen sie zu sprechen, sie zu verstehen, sei unverzeihlich.
Kinder würden, sagte er, in der Schule verzweckt, gleichsam zu Ameisen erzogen. Alles was sie lernen müssten, sollten sie auch durch Tests, Prüfungen und Schularbeiten sofort wieder verwerten können.Schule eine Lernfabrik! .... Wie in Thailand oder Singapur! Als wäre dies das Lebensziel! Was ist es aber dann? Der Schiefe Turm von Pisa geht genau auf diese Kausalfrage in keinster Weise ein, ... geschweige bezieht sie in die Bewertungen ein.
WAS IST UNSER LEBENSZIEL? Ein Weckruf, der als Frage über jeder Schultüre stehen könnte!
Wäre interessant, wenn da auf einer Türe als Antwort stünde: DAS LEBEN UNTER DAS DIKTAT DER VERWERTBARKEIT STELLEN. ES LEBE ENGLISCH, MATHEMATIK, INFORMATIK!
Und wenn auf einer anderen Türe stünde: DAS LEBEN BEGREIFEN LERNEN, GLÜCKLICHE MENSCHEN WERDEN!
Ich glaube, unsere Spätberufenen, unsere drei Nachprüfler, haben nicht nur in ihrer Aktivzeit letztere Türe bevorzugt, sondern auch durch diese ihren Weg in den aktiven Ruhestand beschritten.
Josef Resei, 14.12.2016